3. Eye Camp – August 2011 – Kwalukonge, Tansania
Großer Ansturm auf das Eye Camp im
Health Center von Kwalukonge!
Von 11. – 17. August 2011 fand das dritte Eye Camp in Kooperation mit dem Verein „Sehen ohne Grenzen“ in Tansania statt. Diesmal wieder im Health Center von Kwalukonge, in der Region Tanga. Das vor allem von Massai bewohnte Gebiet zählt zu den ärmsten Regionen in Nord-Tansania. Es gibt keine augenmedizinische Versorgung, der nächste Augenarzt ist in Moshi, ca. 400 km entfernt, oder in Dar es Salaam, ca. 600 km entfernt. Hatten wir bei unserem ersten Eye Camp in Kwalukonge im Jänner 2010 noch Schwierigkeiten, das Vertrauen der Menschen „zur weißen Medizin“ zu gewinnen, war es diesmal gänzlich anders. Als ich mit Gerhard Gindl am 11. August ins Health Center kam, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Noch nie hatte ich so viele Menschen hier gesehen, ca. 200 Patienten warteten schon seit Stunden geduldig auf die Voruntersuchung.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Spaltlampe (kein Licht, die Lampe hatte den Transport von Moshi nach Kwalukonge nicht unbeschädigt überstanden) konnte das Screening zeitgerecht beginnen. Zwei „Medical Officer“ (angehende Mediziner), die damals im Health Center beschäftigt waren, führten nach einer Einschulung den „Vision Acuity“ Test durch. Aber aufgrund von Überforderung war einer der beiden am nächsten Tag schon nicht mehr zu sehen.
Ich war überglücklich, als Father Peter Bahati (ein sehr wertvoller Mitarbeiter bei den vorherigen Eye Camps) nach zwei Tagen mit einigen Patienten aus seiner Pfarrgemeinde erschien und sofort die Aufgaben des Medical Officers übernahm.
Bei sehr vielen Patienten war der Graue Star bereits so weit fortgeschritten, dass sie so gut wie blind waren. Unvorstellbar, mit welcher Erwartungshaltung diese Menschen zu uns ins Health Center kamen. Dr. Markus Grasl, Primar am Landeskrankenhaus Bruck an der Mur, vom Verein „Sehen ohne Grenzen“ kam mit seinem Team drei Tage später, um die Operationen durchzuführen. Die schon Afrika erfahrene Operationsschwester Maria Gruber begleitete ihn wieder, auch Stefan Grasl (Medizinstudent) half im OP und bei den Voruntersuchungen. Mit großer Professionalität führte Dr. Markus Grasl 53 Kataraktoperationen mittels Phako-Methode durch. Laut seiner Aussage waren es auch für ihn die schwierigsten Operationen, die er jemals in Afrika gemacht hatte.
Der heimische Augenarzt Dr. Christian Mlundwa vom Kisbosho Hospital war auch wieder mit im Team. Er führte Lidoperationen durch, entfernte viele Fremdkörper und war auch für die Operationsvorbereitungsuntersuchungen (Biometrie, Keratometrie) zuständig.
Diesmal begleitete uns auch der Optikermeister Johannes Döllerer aus Mürzzuschlag. Er konnte die Patienten gleich mit einer passenden Brille ausstatten. Denn für viele Afrikaner ist die Brille ein unbezahlbarer Luxus. Unerschwinglich im wahrsten Sinne des Wortes – denn nicht selten können sich nur Wohlhabende eine Sehhilfe leisten. Auch meiner Freundin Gudrun Ederer, Stationsschwester am LKH Bruck, wurde es während des Camps nie langweilig. Sie unterstützte unseren Optiker und half auch Schwester Maria im OP. Ein Arbeitstag dauerte für uns durchschnittlich 14 – 16 Stunden. Unermüdlich waren Sister Jennifer und ihre Kolleginnen von den Usambara Schwestern am Werk, um uns zu unterstützen.
Erstmalig wurden die Patienten vor der Operation geduscht und erhielten ein OP-Hemd sowie eine OP-Haube. Für viele Massai war es sicher die erste Dusche in ihrem Leben, Wasser ist gerade in diesem Gebiet um Kwalukonge Mangelware. Am vorletzten Tag hatten wir noch eine Panne.….der Sterilisator (Statim) verweigerte seinen Dienst, aber durch die professionelle Hilfe von Gerhard Gindl, der bei diesen Camps immer den technischen Support übernimmt, konnte nach zwei Stunden die Arbeit im OP wieder fortgesetzt werden.
Insgesamt wurden 635 Patienten im Rahmen dieses Eye Camps untersucht, 57 Operationen durchgeführt, davon 53 Kataraktoperationen, 230 Personen erhielten eine Brille.
Im Namen des Vereins „Life Earth“ möchte ich mich bei Father Tarimo Firmati, dem Leiter des Rosminian Ordens in Ostafrika, Father Ambrose, Leiter des Kwalukonge Health Centers, und den Schwestern des Usambara Ordens für die gute Bewirtung und Organisation vor Ort herzlich bedanken.
Ein Teil dieses Eye Camps wurde mit dem Erlös aus der Benefizveranstaltung von „Bottom to Top“ (2010) mit Andy Holzer und Franz Preihs finanziert.
Gesamtstatistik
Eye Camp – August 2011
- 635 Untersuchungen
- 57 Operationen
- 150 Brillen angepasst
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Im Jahr 2005 lernte Gerhard Gindl Dr. Anton Stadler aus Graz kennen, der eine Berufsschule in Tansania unterstützte.
1. Eye Camp – Jänner 2010 – Kwalukonge, Tansania
Kwalukonge liegt, in der Diözese Tanga. Das Gebiet besteht aus 8 Dörfern, mit einer Einwohnerzahl von ca. 15.000.